Onkelz Fans Nord
  Wie sind die Böhsen Onkelz?
 

Wie böse sind die "Böhsen Onkelz"?

Mitglieder der Gruppe Böhse Onkelz

v.l.n.r.: Kevin Russel, Stephan Weidner,
Matthias "Gonzo" Röhr, Peter "Pe" Schorowsky

Stephan Weidner, Kevin Russel und Peter "Pe" Schorowsky wachsen in und um Frankfurt auf und gründen 1980 die "Onkelz". Auf Grund ihrer grün gefärbten Haare werden sie von den Nachbarskindern als böse Onkels bezeichnet- so entsteht der Bandname. Sie sind damals zwischen 16 und 19 Jahren alt. 1981 steigt Matthias "Gonzo" Röhr in die Band ein.

Einer der ersten Songs, der allerdings nie veröffentlicht wurde, ist "Türken raus":

(Textauszug)
(...)
Türken raus, Türken raus, alle Türken müssen raus! (...)
Geht zurück nach Ankara, denn ihr macht mich krank!
Nadelstreifenanzug, Plastiktütenträger, Altkleidersammler und Bazillenträger!
(...)
Raus , du alte Schlampe!

Der in diesem Lied enthaltene Rassismus und auch Sexismus wird überaus aggressiv zum Ausdruck gebracht. Daher bedarf dieser Song sicherlich keiner besonderen Interpretation mehr.
Bei den Rechtsextremen ist er nach wie vor sehr beliebt, woraus zu schließen ist, dass manche Songs der "Böhsen Onkelz" immer noch eine große Bedeutung für die Neonazis haben.

Das erste Studioalbum "Der nette Mann" erscheint 1984. Es wird ein Jahr später von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften wegen Gewaltverherrlichung und Idealisierung des Nationalsozialismus indiziert. Nach Ansicht der Bundesprüfstelle werde zum einen nationalsozialistisches Gedankengut verbreitet, zum anderen werde zu Gewalttätigkeiten aufgefordert. "Der nette Mann" "verherrlicht Kindesmisshandlungen und- zerstückelungen.", heißt es im Urteil der Bundesprüfstelle. Eines der Lieder habe pornographischen Inhalt.

"Der nette Mann" ist- ebenso wie "Türken raus"- noch immer eine sehr bedeutsame Platte für die deutsche Skinheadszene.

1985 erschien "Mexico":

Cover der Platte Mexico

Mit 'nem Sombrero auf und Doc Martens an
So geht die Reise los, nach Mexico
Auch ohne Geld und wenn's sein muss mit 'nem Floß
Und wenn wir drüben sind
Dann wird's erst richtig schön
Wir werden uns're Mannschaft wieder siegen seh'n (...)
Siegesgewiss fahr'n wir nach Mexico
Um uns're Elf zu seh'n
Im Siegesrausch voller Alkohol
Lassen wir die Fahnen weh'n (...)
Kann es etwas Schöneres geben
Als Weltmeister zu sein

 

 

Der "Siegesrausch" sollte nicht überbewertet werden. Die Liebe zum Fußball und zur deutschen Nationalmannschaft geht hier wohl ein bisschen zu weit. In dem Song geht es, außer um Fußball, um Alkohol und Frauen.
Es kann aber auch kein Zufall sein, dass
dieses Lied bei den Naziskins noch immer sehr beliebt ist. Wenn man sich den Text genauer ansieht, bemerkt man ein kleines Detail, "Doc Martens". In dem Song "Dr. Martens Beat" von "Der nette Mann" wird das Symbol des Markenschuhs erklärt:

(Auszug)
Dr. Martens Beat
Der Klang der Stahlkappe,
Die dir in die Fresse tritt (...)

Es geht also wieder um Gewalt. Da Dr.- Martens- Schuhe auch gern von Neonazis getragen werden, ist dies wohl ein Grund, dass sich Naziskins auf diesen Song berufen.

Die "Onkelz" hatten bzw. haben also doch eine größere Bedeutung für die Rechten, als sie es vielleicht haben wollten/ wollen. Sie versuchen ihre Texte so zu erklären, dass sie z.B. sagen: "Da haben wir einen Fehler gemacht, dass wir das nicht noch klarer dargestellt haben." (Stephan zu "Deutschland den Deutschen") Wenn sie mit den Texten ihrer Lieder konfontiert werden, geben sie häufig eine ähnliche Stellungsnahme ab. Anscheinend versuchen sie sich herauszureden und wollen sich der wahren Bedeutung nicht stellen.

Jedoch scheinen sie sich im Laufe der Jahre geändert zu haben. Das Album "Onkelz wie wir" aus dem Jahr 1987 zeigt, dass die "Onkelz" sich der Skinhead- Szene nicht mehr so verbunden fühlen. Im Song "Erinnerungen" heißt es:

Ich erinnere mich gern an diese Zeit
Eine Zeit, die man nie vergisst
Doch ich muss mein Leben leben
Meinen Weg alleine geh'n
Mach's gut, du schöne Zeit
Auf Wiedersehn

Cover der Platte Onkelz wie wir

Stephan versucht in diesem Song seine Gedanken darzulegen. Es ist für ihn (und sicherlich auch für die anderen "Onkelz") "eine Zeit, die man nie vergisst". Durch die letzten beiden Zeilen "Mach's gut, du schöne Zeit, auf Wiedersehn" verabschieden sie sich von der Vergangenheit; sie nehmen also langsam Abschied von ihrem Skinhead- Dasein.

1993 spielen sie gemeinsam mit mit "Seargant Fury" und "Thunderhead" auf einem "Rock- gegen- rechts- Konzert".

Im selben Jahr schalten sie Anzeigen in deutschen Publikationen, in denen sie sich gegen rechten Terror, Rassismus, Gewalt gegen Ausländer und Intoleranz stark machen. Die "Onkelz" sagen: "Wir wissen, dass unsere Wandlung in der Öffentlichkeit auf Skepsis und Misstrauen stößt. Aber wir haben aus unseren Fehlern gelernt und hoffen auf eine faire Chance."

Die rechte Szene wirft ihnen Verrat vor. Die "Onkelz" singen zwar in weiteren Songs immer noch über Gewalt, allerdings distanzieren sie sich stark von rechtsradikalen Texten bzw. singen diese überhaupt nicht mehr.

MTV macht mit den "Onkelz" eine Dokumentation im Rahmen von "MTV Masters". Im März 2001 nehmen sie an einem Benefizkonzert u.a. mit "Megaherz" und Sub7even" teil, das über 100.000 DM einspielt.

Ihr letztes Album "Adios" erscheint im Juli 2004. Schon lange vor ihrer Auflösung scheinen ihre Texte unpolitisch zu sein.

Selbst ihre Konkurrenzband "Die Ärzte" singt auf "Rock'n Roll Realschule" nicht mehr "zwischen Störkraft und den Onkelz (...)", sondern "zwischen Störkraft und den anderen (...)"

Ob man den "Böhsen Onkelz" ihre Distanz zur rechten Szene nun abnimmt oder nicht, nach einer derartigen Entwicklung kann man sie nicht mehr als rechts bezeichnen.

 
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